Hier werden wir (einige) unserer Berichte in den örtlichen Zeitungen etc. reinstellen
************************************************************************************************
Wenn ein Kind stirbt, dann ist es für Eltern, als ob die Welt für einen Moment stehen bleibt. Und wenn sie sich dann weiterdreht, ist nichts mehr wie vorher...
Dabei ist es egal, wie lange dieses Kind gelebt hat. Besonders einsam fühlen sich Eltern bzw. Mütter aber, wenn für das Umfeld ein Kind noch nicht „richtig" gelebt hat, sondern bereits in der Schwangerschaft zu den Sternen gezogen ist. Vielleicht wusste auch noch niemand von diesem werdenden Leben. Für die Eltern hat dieser winzige Hauch von Leben jedoch oft eine bleibende Spur in ihren Herzen hinterlassen. Selbst wenn dieses kleine Lebewesen kein sichtbares Erinnerungsstück, wie z.B. ein Foto hinterlassen hat oder die Eltern es niemals im Arm halten konnten, so hinterlässt ein solcher Verlust oft eine tiefe Leere und Traurigkeit. Und oft fehlt solchen Eltern dann neben Verständnis und lieben Menschen, die einem zuhören, ein Ort für ihre Trauer. Ein Ort, wo sie an ihre Kinder denken können, wo ihre Kinder als „vollwertig" gelten und wo sie sich ihnen nahe fühlen können. Jedes Leben ist gleich viel wert und so wie jeder Mensch ein Recht auf eine letzte Ruhestätte hat, sollten auch diese kleinen Menschlein einen Platz bekommen.
Das wissen Carolin und Heiko Semmelroth aus Buttlar aus eigener trauriger Erfahrung. Um dem Verlust ihrer Tochter einen Sinn zu geben, haben Sie im letzten Jahr die Selbsthilfegruppe "Sternchen-Eltern Rhön" gegründet. Über diese Gründung erschien am 09. Juni 2006 ein Artikel in der stz, auf welchen Frau Spengler, die Seniorenbeauftragte der Stadt Bad Salzungen aufmerksam wurde. Da gerade über die neue Friedhofssatzung beschlossen werden sollte und sie darin etwas darüber gelesen hatte, daß eine Bestattungspflicht erst bei 500g
Geburtsgewicht besteht, rief sie bei den Semmelroths mal an und fragte nach, was denn mit den Kindern geschieht, die weniger wiegen. Carolin Semmelroth unterhielt sich lange mit Frau Spengler und erzählte ihr von
Gemeinschaftsgrabstätten in anderen Städten. Aufgrund dieses Gesprächs entschied sich die engagierte Seniorenbeauftragte, einen entsprechenden Antrag auf Schaffung eines ebensolchen Gemeinschaftsgrabes zu stellen. Gesagt, getan und so wurde entschieden, eine entsprechende Arbeitsgruppe unter Leitung der
Friedhofsverwaltung ins Leben zu rufen.
So entstand in Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bad Salzungen, den Vertretern der Kirchen, dem Krankenhaus Bad Salzungen und den örtlichen Selbsthilfegruppen „Verwaiste Eltern Südthüringen e.V." und „Sternchen-Eltern Rhön" eine neue Gemeinschaftsgrabstädte für alle stillgeborenen Kinder, also Kinder, die
gestorben sind, bevor sie geboren wurden bzw. bald nach der Geburt gestorben sind. Mit der Einweihung dieser Grab- und Gedenkstätte soll auch gleich der erste Gedenkgottesdienst sowie die erste Bestattung der Kinder stattfinden, die in den letzten Wochen und Monaten im Krankenhaus Bad Salzungen den Weg zu den
Sternen genommen haben und wo die Eltern sich nicht selbst um die Beisetzung kümmern wollten oder konnten. Zu diesem Gottesdienst, der von den zuständigen Klinikseelsorgern, Pfarrer Möbius (evang.) und Pfarrer Bock (kath.) und den Vertretern der vorgenannten Selbsthilfegruppen unter Mitwirkung des Klinikums Bad Salzungen sowie der Friedhofsverwaltung gestaltet wird, laden wir alle betroffenen Eltern, deren Familien und Freunde am 10. Juni 2006 um 10 Uhr auf den neuen Stadtfriedhof "Auf den Eichäckern" in Bad Salzungen OT Wildprechtroda
ein. Egal wie lange der Verlust her ist, egal in welcher Schwangerschaftswoche oder unter welchen Umständen ein Kind gegangen ist, sie sind herzlich eingeladen an dieser Trauerandacht teilzunehmen. Wenn Sie ihrem Sternenkind einen persönlichen Gruß mitbringen möchten, dann können Sie einen kleinen Kieselstein gestalten und diesen anschließend an die Bestattung am Fuße des neuen Gedenksteines ablegen. Es wird aber auch durch Frau Semmelroth eine Möglichkeit zur Beschriftung vor Ort zur Verfügung gestellt werden. Als betroffene Mama weiß sie schließlich, wie wichtig solche Trauerrituale sein können...
Der Gedenkstein, welcher von Frau Rasbach vom Steinmetzbetrieb Bräuning & Rasbach gestaltet wurde, trägt den Namen „Geborgen". Er soll an das Tuch erinnern, in welches ein neugeborenes Kind meist gewickelt wird. Und ganz geborgen in der Mitte dieses Tuches befindet sich eine Knospe, als Zeichen für das Leben, das gerade beginnt und doch schon wieder vorbei ist. Wie eine empfindliche Knospe, ganz zart und fein, war dieses winzige Leben. Ein Windhauch genügte und dieses Leben verblühte, viel zu früh und viel zu schnell, bevor es richtig begann.
Auch wenn manchmal kaum jemand Notiz davon nimmt und jeder in seinen Alltag zurückkehrt, für die Eltern bleiben diese Kinder ein Teil ihres Lebens und leben in den Herzen und Gedanken weiter. So wissen die Semmelroths, das sich Viele nach einer Fehlgeburt irgendwann fragen: „Was ist eigentlich mit dem passiert,
was mein Kind war ?" Die Betroffenen, die hier im Klinikum Bad Salzungen ihr Kind hergeben mussten, brauchen sich das zukünftig nicht mehr fragen. Alle Kinder, für die keine Bestattungspflicht besteht (die also weniger als 500g bei der Geburt gewogen haben), werden von nun an in diesem neugeschaffenen Sammelgrab bestattet, sofern die Eltern nicht etwas anderes festlegen. Außerdem können Eltern, deren bestattungspflichtiges Kind totgeboren wurde oder bis zum 3. Lebensmonat (einschließlich) verstorben ist, dieses in diesem Gemeinschaftsgrab bestatten lassen. Gerade wenn der erste Schock überwunden ist und die Sehnsucht nach dem verlorenen Kind übermächtig wird, werden betroffene Eltern und Angehörige hier in Bad Salzungen - wie in mittlerweile vielen anderen großen Städten - einen Ort haben, um ihren Kindern zu gedenken. Und sie werden
wissen, wo die sterblichen Überreste ihrer Kinder liegen.
Es ist geplant, das diese Sammelbeisetzungen zweimal im Jahr stattfinden sollen (im Frühjahr und im Herbst). Den Beisetzungen geht dann jeweils eine ökumenische Gedenkfeier im Andachtsraum des Klinikums Bad Salzungen voraus. Über die Termine werden Sie durch Veröffentlichung in der Zeitung, das Klinikum Bad Salzungen oder die Selbsthilfegruppen informiert. Alle Informationen über die Entstehung und Entwicklung des Projektes, den Text des Informationszettels der Stadt Bad Salzungen, die Termine für die Gedenkfeiern etc. können Sie z.B. auf der Homepage der Selbsthilfegruppe Sternchen-Eltern Rhön nachlesen:
www.sterncheneltern-rhoen.de.vu
Wenn die Kinder im Rahmen der Sammelbeisetzung beerdigt werden, so entstehen den Eltern keine Kosten. Nur wenn die Eltern bzw. ein Elternteil eine Einzelbestattung wünscht, werden die dann entstehenden Kosten berechnet. Einen Teil der Kosten übernimmt das Klinikum Bad Salzungen, um jedoch eine würdige Grabanlage mit jeweils einem Jahresstein für die beiden Sammelbeisetzungen finanzieren zu können, sind wir u.a. auf Spenden angewiesen. Solch ein Schicksal kann jeden treffen, egal ob als Eltern oder als Angehöriger oder als Freund. Niemand garantiert einem, daß eine Schwangerschaft glücklich verläuft und man am Ende ein gesundes und munteres Kind im Arm hat.
Spendenkonto-Nr. 2127 bei der Wartburg-Sparkasse (BLZ 840 550 50)
Verwendungszweck: Gemeinschaftsgrab für Stillgeborene Kinder - 3.7500.3680
(Spendenbescheinigung kann die Stadt bei Angabe des Absenders ausstellen)
Die Initiatoren der Gemeinschaftsgrabanlage für Stillgeborene Kinder, insbesondere die Eheleute Carolin und Heiko Semmelroth, laden Sie hiermit nochmals herzlich zur Einweihung und der ersten Trauerandacht / Beisetzung ein ! Allen betroffenen Eltern wünschen Sie viel Kraft für die schweren Stunden, liebevolle und verständnisvolle Menschen um sie rum und ganz viel Hoffnung und Lebensmut !
1. Trauerandacht für stillgeborene Kinder
am 10. Juni 2006 um 10:00 Uhr
auf dem Stadtfriedhof "Auf den Eichäckern"
in Bad Salzungen OT Wildprechtroda
(ArtikelENTWURF von Carolin Semmelroth zur Einweihung der neuen Gemeinschaftsgrabanlage / Mai 2006)
************************************************************************************************
Wenn Kinder uns verlassen, bevor sie richtig ankommen
Der 06. Dezember 2004 wird uns ein Leben lang in Erinnerung bleiben, denn an diesem Tag ist unsere kleine und langersehnte Tochter Madleen Leonie geboren worden. Sie sah so wunderschön aus, als wir sie endlich in den Armen hielten. Ganz zart und friedlich, fast als würde sie nur schlafen. Und wenn man so will, schläft sie ja auch, nur das sie niemals mehr aufwachen wird. Denn als wir unser Kind, auf das wir 6 Jahre warten mussten, endlich in unseren Armen hielten, da war es schon zu den Sternen aufgebrochen. Und ließ uns hier zurück, voller Trauer und Schmerz, voller unerfüllter Hoffnungen und Wünsche, aber auch voller Liebe und Dankbarkeit...
Fast 7 Monate ist das jetzt her. Das Leben geht irgendwie weiter, der gleiche Alltag wie vorher und trotzdem ist die Welt für uns eine andere geworden. Auch wenn man es uns nicht die ganze Zeit anmerkt, aber unsere Gedanken drehen sich immer noch ständig um unsere süße Maus. Wir haben zwar das Glück, zum großen Teil eine verständnisvolle Familie und liebe Freunde um uns zu haben. Aber langsam wechseln immer mehr das Thema, wenn wir anfangen von unserem Kind zu reden und wie sehr wir sie vermissen. Irgendwie können wir das sogar verstehen, denn für Andere ist es ja schon eine ganze Weile her. Doch für uns ist es so, als wäre es erst gestern gewesen, als wir sie im Arm hielten. Und für einige Außenstehende ist es schwer zu akzeptieren, daß wir überhaupt um unser Kind trauern und dann auch noch so lange. Schließlich war sie für diese Leute „noch nicht richtig da". Aber wir haben gefühlt, wie sie sich bewegt, hatten gesehen, was für ein hübsches Baby sie war, haben gespürt, wie gerne sie leben wollte... Für uns war sie da. Und ist es noch, denn nur wer vergessen wird, ist wirklich tot. Unser Kind lebt in unseren Herzen und in unseren Gedanken weiter und dafür gibt es auch keine zeitliche Begrenzung !
Es ist für Nichtbetroffene unvorstellbar, wie widersprüchlich die Gedanken und Gefühle von Eltern wie uns, von Sternchen-Eltern sind. Sie wollen uns gerne trösten, suchen die richtigen Worte und sagen dann, oft aus Hilflosigkeit, Sätze wie „Du bist noch jung. Du wirst noch andere Kinder haben." Dabei vergessen sie nur, daß kein Kind dieses Eine jemals ersetzen wird, es ist dieses Eine, das wir so schmerzlich vermissen und immer vermissen werden. Oder sie sind der Meinung: „Sei froh, das es so früh passiert ist, sonst wäre es noch viel schlimmer." Ich muß Euch sagen: schlimmer geht nicht ! Es wäre einfach ANDERS gewesen. Doch vorallem hätten wir mehr Erinnerungen gehabt, von denen wir zehren könnten. Natürlich wollten wir nicht das unser Kind unnötig leidet, aber wie sehr wünschten wir, wir hätten nur einen einzigen Schrei von ihr gehört oder einmal in ihre Augen blicken können oder sehen, wie sie ihr Näschen kräuselt oder spüren wie sie ihre Beinchen bewegt... Es sind diese kleinen Dinge, die für andere Eltern bei der Geburt ihres Kindes selbstverständlich sind, die wir vermissen und die wir niemals erleben werden.
Aber um das Alles vollkommen verstehen und nachvollziehen zu können, muß man leider unser trauriges Schicksal teilen. Um die Trauer richtig verarbeiten zu können und auch um neuen Lebensmut zu finden, muß man ungehemmt darüber reden können, wenn man es denn will. Und mit wem könnte man da besser und unbeschwerter reden als mit anderen Betroffenen ?! Daher haben wir eine Selbsthilfegruppe für Sternchen-Eltern gegründet, die sich jetzt jeden ersten Donnerstag im Monat (nächster Termin ist der 07.07.) immer um 19:30 Uhr im Pfarrgemeindesaal Buttlar trifft. Wir möchten dazu von Herzen alle Eltern einladen, die ein Kind während der Schwangerschaft oder rund um die Geburt verloren haben oder die es erst ein wenig bei sich haben durften. Und es ist auch egal, wann ihr Euer Kind hergeben mußtet, vor wenigen Tagen oder vor vielen Jahren. Wenn ihr mit uns über Euer Sternchen reden möchtet, dann seid ihr herzlich willkommen ! Ganz wichtig ist uns dabei, daß wir nicht nur über unsere Trauer oder die Wut, die einen manchmal überkommt zu reden, sondern das wir uns gegenseitig Mut machen und neue Hoffnung geben...
Für weitere Informationen und zur Anmeldung für die Treffen könnt ihr Euch gerne an uns wenden:„Sternchen-Eltern Rhön"
Carolin und Heiko Semmelroth, Tel.: 036 967 / 70 980
E-mail: ch_semmelroth@freenet.de
(geschrieben von Carolin Semmelroth und erschienen in der Geisaer Zeitung / Nr. 13 / am 02. Juli 2005)